Peter Kapeller

*1969 | Wien [AT]

Raubritter und Nazischergen, Jesus am Kreuz, Psychiater, Sex- und Hinrichtungsszenen, historische Gestalten und anonyme, maskenhafte Gesichter. Dazwischen vereinzelte Architekturschnipsel oder ganze Stadtansichten, technisch detaillierte Wiedergaben von Maschinen, grob konturierte Wortfetzen, feine Inschriftierungen und ganze Textblöcke – gebunden durch eine Textur winziger Partikel, Haken, Würmer und Alltagsgegenstände in mikrobischer Dichte und Ausbreitung.

Kapeller inszeniert. Kapeller sagt, wenn er zeichne, gebe er sich der Illusion hin, er habe ein Publikum. Und so sind seine Darstellungen eine schonungslose Nabelschau, angereichert in einem widerspenstigen sozialen Kosmos und aufbereitet für dieses Publikum, das er zum Staunen bringen möchte. Ihn bewegt die Unzulänglichkeit menschlicher Anlagen, die Niedertracht und die Aussichtslosigkeit gesellschaftlicher Systeme. Sein eigenes „g’schissenes Leben“ definiert er als Minenfeld, eingebettet in globale Szenarien voll sozialer Ignoranz und Fehlleistungen. Wenn Kapeller zeichnet, dann bringt er alles, was er verabscheut und was ihn maßlos ängstigt, in Position. Er setzt es grafisch in Szene und möchte dabei niemals moderat sein oder freundlich, nicht sympathisch oder gar opportun. Kapeller bietet seinen Ressentiments, seiner Abneigung und Skepsis gegenüber seiner Heimatstadt und seinem Wohnblock eine Bühne und scheut sich nicht, seine Empörung mit der epischen Wucht eines Beschwerdechors auf Papier zu bringen.

Peter Kapeller wurde 1969 in Wien geboren. Nach Abschluss der Hauptschule begann er eine Lehre als Sanitärtechniker, die er aber nach einer Erkrankung abbrechen musste. Kapeller hatte bereits in jungen Jahren Zugang zur Kunst gesucht; auch in dieser, von Spitalsaufenthalten geprägten Phase seines Lebens, malte und zeichnete er weiter. 1995 entstanden seine ersten Großformate und Kupferplatten für Druckgrafiken.

Kapellers Werke sind Ergebnisse hartnäckiger autodidaktischer Prozesse. Er experimentiert viel, „misshandelt das Material“, wie er sagt, und passt es seinen Bedürfnissen an. Seine bevorzugten Instrumente sind Pinsel, Tuschefüller und kleinere, zu Stempeln umfunktionierte Objekte; meist arbeitet er mit Mischtechniken, Tusche, farbigen Tinten, Tempera, Kugelschreiber. Er zeichnet nur zu Hause, in unmittelbar privater Umgebung, oft in der Nacht. Kapeller war schon lange vor der Gründung des Atelier 10 aktiv. Die Caritas förderte lange Zeit die Veröffentlichung seiner Kunst – die Bemühungen mündeten schließlich 2010 in den Gewinn des Kunstpreises › euward.

Von 2021 - 2023 lebte Peter Kapeller im › Haus der Künstler in Gugging. 2024 zog er in ein Wohnprojekt in Klosterneuburg. Hier lebt und arbeitet Kapeller. Seit 2011 arbeiten der Künstler und das Atelier 10 ununterbrochen zusammen. Das Atelier 10 fördert seine künstlerische Tätigkeit, bespricht, archiviert, präsentiert und vermittelt seine Werke.

Einzelausstellungen
2014  Peter Kapeller – the blackening | Galerie Christian Berst / Paris [FR]
2012  Peter Kapeller – Radierungen | Progr Kulturpunkt / Bern [CH]
2011  › Peter Kapeller – Fragmente 3 | Galerie Peithner-Lichtenfels / Wien [AT]
2009    Innenwelten – Außenwelten | „Das Atelier“ Brunnenpassage / Wien [AT]
2006    Peter Kapeller – Fragmente | Karmeliterkirche / Wiener Neustadt [AT]
2006    Peter Kapeller | Galerie Vienna Fine Arts / Wien [AT]
2005    Fragmente und Totalität | Galerie „Die Ausstellung“ / Wien [AT]
2004    Peter Kapeller | Vinothek „Botticella da Vino“ / Wien [AT]
2000    Peter Kapeller | Schikanederkino / Wien [AT]
1998    Peter Kapeller | Café Inigo / Wien [AT]
1997    Labyrinth der Seele | Atrium am Schwarzenbergplatz / Wien [AT]

Ausstellungsbeteiligungen [Auswahl]
Permanent ausgestellt im Atelier 10
2024  › Bartwechsel | Atelier 10 / Wien [AT]
2023  › BRUT 1er chapitre : LATITUDE | Galerie DYS / Brüssel [BR]
2023  › facelift | Atelier 10 / Wien [AT]
2023  › Borderline | Les funambules du langage | Galerie Arthur Borgnis | l'Appart Renoma / Paris [FR]
2022  › Treger Saint Silvestre: The Art Brut Collection.! | Museum Gugging [AT]
2018  › Unheimlich heimelig | Galerie3 / Klagenfurt [AT]
2017  › Kopfkino | Galerie3 / Klagenfurt [AT]
2017  Living in art brut: 123 works from the Hannah Rieger Collection | Museum Krems [AT]
2016  › Drawing Ten | Atelier 10 / Wien [AT]
2016  Writescape textual poetry of art brut | L’Entrepôt / Monaco [MC]
2016  On the Wire | Christian Berst und Jean Brolly Gallery / Paris [FR]
2016  The museum of Everything | Kunsthal Rotterdam [NL]
2015  › Créer, c’est résister | Bibliothèque de Lyon [FR]
2015  Elevations. Hommage à Joseph Ferdinand Cheval | Collections Bruno Decharme & Antoine de Galbert / Château de Hauterive [FR]
2015  art brut live | Dox Centre for Contemporary Art / Prag [CZ]
2015  Drawing Now | Carreau du Temple / Paris [FR]
2015  Art brut: collection abcd/Bruno Decharme / La Maison Rouge / Paris [FR]
2014  Trafic – Zeit braucht Weile | Atelier 10 / Wien [AT]
2014  Bild Böse – Porträt und Überzeichnung | Atelier 10 / Wien [AT]
2013  › Raw Vision – 25 Years of Art Brut | Halle Saint Pierre / Paris [FR]
2012  › Veränderung an allgemeinen Teilen | Atelier 10 / Wien [AT]
2011  › euward5 – Europæisk prisvinderkunst | GAIA Museum Outsider Art / Randers [DK]
2011  Mehr als zuviel | Galerie der Villa, Galerie Conradi / Hamburg [DE]
2011  Drawing Now: Le Salon du Dessin Contemporain | Caroussel du Louvre / Paris [FR]
2011    euward5 | Haus der Kunst / München [DE]
2007    Jahresausstellung der Wiener Neustädter Künstlervereinigung | St. Peter an der Sperr / Wiener Neustadt [AT]
2006    Galerie Vienna Fine Arts / Wien [AT]
2004    Junge Kunst | Kunstmesse Linz / Landesgalerie Linz [AT]
2004    Verrückte Perspektiven | Investkredit Bank, Wien [AT]
2003    Ausstellungsbeteiligung Erste Bank Salon / Wien [AT]
2002    Weltkongress für Psychiatrie, Tokio / Yokohama [JP]
2001    La Dignidad de las Personas, atraves de las culturas | Weltkongress der Psychiatrie / Madrid [ES]
2001    Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst | Auktion Palais Dorotheum / Wien [AT]
2000    Psyche und Kunst | Palais Liechtenstein, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig / Wien [AT]
2000    Engel wir fliegen über den dritten Bezirk ins nächste Jahrtausend | Galerie Chica / Wien [AT]
2000    Outside – Inside | Sotheby’s Forum Palais Neupauer-Breuner / Wien [AT]
1999    Galerie Vřídelní kolonáda / Karlsbad [CZ]
1998    Different stories | Kunstraum Goethestraße / Linz [AT]
1998    Werke bildender Künstler aus den Städten Wien und Görlitz / Görlitz [DE]
1998    Weltkongress für Psychiatrie / Hamburg [DE]
1997    Im Labyrinth der Seele – Bilder psychisch Erkrankter | Atrium Schwarzenbergplatz / Wien [AT]
1996    Zwischenbilanz eine Ausstellung von Werken mit psychosozialen Aspekten | Festsaal der Raiffeisenbank / Leonding [AT]
1996    Packeis & Solarium | Hinke / Vöcklamarkt [AT]
1995 – 1998  Pro mente in Firmis | Prag [CZ] / Leiden [NL] / Leipzig [DE] / Wels, Linz, Gmunden [AT]

Auszeichnungen
2010  › Euward5 | 1. Platz / Augustinum Stiftung / München [DE]

Sammlungen
Carmen und Daniel Klein Collection [CH]
abcd/Art Brut collection / Bruno Decharme [FR]
Treger Saint Silvestre Collection [PT]
Hannah Rieger Collection [AT]
  Sammlung der Stadt Wien [AT]

Publikationen | über Peter Kapeller [Auswahl]
2022  › Atelier 10 - now we are ten | Katalog, Atelier 10 [Hrsg.] / Verlag für moderne Kunst, Wien [AT]
2015  Peter Kapeller: the blackening | Claire Margat/Christian Berst [Hrsg.] / Katalog zur Ausstellung Galerie Christian Berst / Klein&Berst
2014  › Peter Kapeller | Florian Reese in: Kunst, die verbindet - Die Sammlung Hannah Rieger, die Sammlung Kurt Steinke und andere Projekte der Leidenschaft / Hannah Rieger [Hrsg.] / AQ-Verlag, Wien [AT] / S. 105
2011  Protest PK | Florian Reese in: Raw Vision / Winter 2011/12 / S. 32
Download: Protest PK | über Peter Kapeller in Raw Vision #74. Full Version in English. ©Florian Reese

Partner | auch vertreten von
Galerie Arthur Borgnis [FR]

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