Ivana Kralj

*1984 | Rijeka / HR 

Ivana Kraljs künstlerisches Spektrum reicht von Zeichnung, Malerei und Skulptur bis hin zu Fotografie, Performance und Installation. Sie studierte zunächst figurative Plastik an der Universität für angewandte Kunst bei Gerda Fassel, später Skulptur und Multimedia bei Erwin Wurm und experimentierte an deren Schnittstellen.

Sowohl ihre Zeichnungen als auch ihre Arbeit an der Plastik lassen die der menschlichen Figur verpflichtete Recherche deutlich erkennen – Kralj macht den Körper zu ihrem zentralen Sujet. Der Körper als etwas Mystisches, Besinnliches, gepaart mit seiner dichten „Fleischigkeit“. Sujets wie Insekten, Pflanzen, Fleisch, Zellen, Flora und Fauna werden zum Teil simultan transparent oder in ihrer Dichte der Materie dargestellt. Das passionierte Ringen mit der Form lässt ihre Zeichnungen sowie ihre Skulpturen ausdrucksstark und leise erscheinen. Basierend auf Träumen und Körperwahrnehmungen entstehen sehr freie Arbeiten mit stark intuitivem Charakter – tiefsinnig, geradezu eine materialisierte ästhetische Manifestation der Sinne.

Kralj setzt sich sehr stark mit Materialien auseinander, enteignet ihnen ihre ursprüngliche Funktion, lotet sie aus, ohne sie aber jemals komplett zu verfremden, verstecken oder negieren. Ein sehr bewusster, verantwortungsvoller Umgang mit dem Material, welcher sich ebenso wertschätzend in ihrer Auseinandersetzung mit der Figur vereint.
Kralj greift auf Materialen aus ihrem Alltag zurück – auf das Spielzeug ihrer Kinder. Mit Faser- und Farbstiften, Bügelperlen und Polymerton (Fimo) verwandelt Kralj das Kinderspielzeug in Kunstobjekte. Die vorgegebene Begrenzung der Bügelperlen-Schablonen, die eingeschränkte Farbpalette sowie die ständige Wiederholung des immer Gleichen irritierte Kralj so stark, dass sie selbst zu den Bügelperlen griff, mit dem Vorsatz, deren enormes Potenzial auszuloten und ihnen eine neue, freiere Sprache zu verleihen. Vorgefundenes alltägliches Material wird so zum Werkzeug und Ausdruck ihrer künstlerischen Bildobjekte, die zwischen Zwei- und Dreidimensionalität variieren.
Sie setzt sie teils sehr vereinfacht als grafische Flächen ein, überlagert sie zu mehreren Schichten, formt und verzerrt sie als ein Ganzes, sodass sich das Material in seiner eigentlichen Eintönigkeit immer wieder neu definiert. Sie spielt mit der Hitze, dem Druck, der Transparenz, der Oberfläche, der Dichte und interpretiert sie so zu etwas ganz Neuem, zu etwas komplett Anderem. Ihre Bügelperlen-Kunstwerke erinnern oftmals an innere Organe, Zellwände oder auch Keramiken.

In einem engen Verhältnis zu den Bügelperlen-Objekten stehen ihre winzig feinen, sehr subtilen, teils floralen, anatomischen, detailreichen Skulpturen. Hierfür verwendet Kralj Materialien wie Kalksandstein, Polymerton, Textil, Blattgold, Ketten – eine Mischung aus Vorgefundenem und Spielmaterial ihrer Kinder. Beides wird von Kralj so kombiniert, dass sie miteinander regelrecht kommunizieren und daher untereinander integrierbar und austauschbar sind. Durch die handgerechte Größe ihrer Skulpturen, die dadurch deutlich dem menschlichen Körper angepasst sind, sowie deren Entstehung zuhause, in der alltäglichen, häuslichen Umgebung der Künstlerin, schafft Kralj eine zusätzliche Intimität in ihrer Betrachtung.

Auch Kraljs intensive Faser- und Buntstiftzeichnungen spielen mit der Ambivalenz von Transparenz und Dichte. Sie setzen sich aus unendlich vielen frequenzartigen und/oder schuppenartigen Wellenlinien zusammen – vielfarbig und zum Teil gepaart mit kräftigen, homogenen Farbflächen. Mal limpide, mal sehr dicht aneinandergereihte Muster bilden die Oberfläche ihrer fast mikroskopisch-feinteiligen Zeichnungen, die vor dem Auge regelrecht zu vibrieren scheinen.

Die Arbeiten stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander. Bereiche, Grenzen, Zwischenräume von Privatem und Öffentlichem, die Beziehungen zwischen den Gegenständen, Grundstrukturen des Seins, der Wirklichkeit – Kraljs Gesamtwerk thematisiert die Grundstrukturen der Realität, einer verwobenen und voneinander beeinflussten Realität.
Ihren Werken liegt ein transzendentales räumliches Schema zugrunde, in dem die Begriffe, Bereiche und Grenzen jedoch nicht räumlich, sondern geistig zu verstehen sind. Jeder der Bereiche ist durch die spezifische Möglichkeit der Erkenntnis und Erfahrung, die in ihm gegeben ist, charakterisiert und definiert.

Kralj gelingt es, in ihren Arbeiten scheinbar Unverbindliches zu verbinden und das nicht nur visuell – da wo sinnliche Erkenntnis und Lust in der Überkomplexion und Fiktionalität der gegenwärtigen Gesellschaft verloren gehen, findet Kraljs Gestaltungssprache ihren Ausdruck. Kraljs Kunst ist nicht abstrakt, nicht idealistisch, sondern konkret-figurativ und materialistisch, eine Konsequenz des Informellen im Figuralen.

Ausstellungen
2022  › Twilight Zone | Kunstverein Eisenstadt [AT]
2021  › Zärtlicher Schmerz | Kunsthaus Muerz / Mürzzuschlag [AT]
2021  › these colours are | Atelier 10 / Wien [AT]
2020  › Atelier 10 | Project Statement, Kunstmesse Parallel Vienna / Wien [AT]
2012    Transart | Performance / Labin [HR]
2010    Einer unter vielen | Diplom / Universität für angewandte Kunst Wien [AT]
2010    Der alte Mann und das Meer | Dokumentationszentrum für moderne Kunst Niederösterreich / St. Pölten [AT]
2009    [D]rache | Performance / LABfactory / Wien [AT]
2009    Taboo | Université du Luxembourg / Luxemburg [LU]
2008    Bildhauerei Grafik Malerei | Kleine Galerie / Wien [AT]

Publikationen | über Franza Maier
2022  › Atelier 10 - now we are ten | Katalog, Atelier 10 [Hrsg.] / Verlag für moderne Kunst, Wien [AT]

Auszeichnungen
2009   Photomeetings Luxembourg 2009 | 1. Preis, Staatspreis Verkehr, Fokus 2009: Sicher durch Technologie und Kreativität / Jurypreis
2006   Frauenopfer des KZ | Preis für Gestaltung und Ausführung der Gedenktafel / Mauthausen [AT]

Ausbildung
2003 - 2010  Universität für angewandte Kunst Wien [AT]
Bildhauerei bei Gerda Fassel | Bildhauerei bei Erwin Wurm / Diplom
1999–2003  Schule für angewandte Kunst Rijeka [HR]
Bühnenbild

Website
Ivana Kralj

 

 

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