Katharina Kleibel

*1967 | St. Pölten / AT

Katharina Kleibel wurde in ein bibliophiles Umfeld geboren. Der Otto Müller Verlag und der böhmische Steinbrener Verlag sind Teil ihrer Familiengeschichte. Auch für sie erwiesen sich Text und Schrift als ein adäquates künstlerisches Werkzeug – wenn auch nicht auf die gewohnt domestizierte Art und Weise. Die klassischen Schrift-Medien schienen als Botenstoff für sie nur bedingt geeignet, um ihren Aussagen Wucht und Form zu geben. So entdeckte Kleibel exponiertere Untergründe für sich, nach außen gerichtetes Material wie Taschen, Textilien und andere Alltagsgegenstände, die sie beschrieb und bestickte. Kleibel bewarb sich 2012 im Atelier 10, zeigte allerdings zunächst nur schüchtern einige kleine Zeichenskizzen. Eine umgestaltete Tasche, die sie bei sich trug, erregte hingegen Aufmerksamkeit im Team, sodass sie ermutigt wurde, an diesem sehr eigenen gestalterischen Zweig in ihrem gewünscht exzentrischen Ausmaß weiterzuarbeiten. 

In den folgenden Jahren entstanden unzählige Material-Assemblagen. Hergestellt aus Readymades wie Taschentüchern, Tischdeckchen, Pullovern, Jacken oder Dirndln, versetzt mit assoziationsgeladenen Materialien wie traditionellen Bordüren, Teilen von neongelben Sicherheitswesten, blauen Ikea-Taschen oder Mengen von Alltagsnippes. Ihre Objekte durchkreuzt sie mit Worten, Satzfetzen oder ganzen Texten. Sie werden gestickt, geschrieben oder direkt aus der Acryl-Flasche gegossen. Kleibel deformiert Textilien zu amorphen Körpern. Ihre Assemblagen wirken fragil und vollkommen frei von Chic. Kitsch kontert sie mit Trash. 

Mit ihren Schriften tritt sie einerseits verbal nach außen. Mit der grafischen Oberfläche ihrer Schriften und Stickereien schafft sie andererseits Bindungen und bringt Struktur in das lose Gefüge. Katharina Kleibel erkrankte im Alter von 19 Jahren und durchlief seitdem zahlreiche Behandlungen in Krankenhäusern. Sie hält den Schock dieser harten Zäsur, die erniedrigenden Restriktionen und das angestrengte bürgerliche Wohlwollen der Umgebung anklagend in ihren Schriften fest. Sie möchte also mit der bedrückenden Schwerkraft der sozialen Kollateralschäden, ausgelöst durch ihre Erkrankung, nach außen treten.

Kleibel gibt dabei klar zu verstehen, dass Zorn und Wehrhaftigkeit nur zwei ihrer Triebfedern sind. Ihre Arbeit ist rein künstlerisch motiviert.

Zusammen mit dem Kurator*innen-Team des Atelier 10 arbeitet Kleibel kontinuierlich an Variationen und Erweiterungen ihrer Formensprache. Für eine Ausstellung wurde 2017 gemeinsam eine textile Installation entwickelt, eine Art Bühnenbild, für das einzelne Objekte zu raumgreifenden Assemblagen zusammengefügt wurden.

„Es ist so, es ist die Macht der Sprache, die befreit.“ [Katharina Kleibel]

Ausstellungen
Permanent ausgestellt im Atelier 10
2023  › facelift | Atelier 10 / Wien [AT]
2022  › Lost in Space | Raum, Ding und Figur / Entwicklungen innerhalb der Skulptur seit 1945, Museum Liaunig / Kärnten [AT]
2020  › Atelier 10 | Project Statement Kunstmesse Parallel Vienna / Wien [AT]
2019  › Atelier 10 | Akademie Graz / [AT]
2018  › Atelier 10 | Leopold Museum, Ausstellungsevent / Wien [AT]
2017  › Sonnenterror | Atelier 10 / Wien [AT]
2013  › Kleibel Neuhauser Polacek | Atelier 10 / Wien [AT]
2012  › Veränderung an allgemeinen Teilen | Atelier 10 / Wien [AT]

Publikationen | über Katharina Kleibel
2022  › Atelier 10 - now we are ten | Katalog, Atelier 10 [Hrsg.] / Verlag für moderne Kunst, Wien [AT]
2022  › Lost in Space, Raum, Ding und Figur – Entwicklungen innerhalb der Skulptur seit 1945, Katalog zur Hauptausstellung 2022

Sammlung
Sammlung Museum Liaunig | 9155 Neuhaus Suha 41 [AT]

 

 

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