Franz Nigl

*1970 | Wien / AT

In frühen Jahren wandte sich Franz Nigl zunächst der Malerei zu und war als Sänger und Perkussionist Mitglied in verschiedenen musikalischen Formationen. Neben eigenen musikalischen Produktionen folgten in den 1990ern mit einem befreundeten Künstler experimentelle, performative Aktionen, für die er sich atmosphärisch aufgeladene Kulissen wie Flaktürme, Gasometer, verlassene Industrieobjekte und einen Nazistollen in Melk aussuchte. In diesen Umgebungen setzte er brennende Gegenstände in Szene, um sie letztlich als Motive für Foto- und Filmarbeiten zu verarbeiten. Es entstanden düstere und mystisch wirkende Fotocollagen sowie filmische Werke, getragen von schweren Soundmontagen.

Seine ersten Tonfiguren entstanden Ende der 1980er Jahre. Als Nigl 2013 das Raumangebot des Atelier 10 zu nutzen begann, entwickelte er das Erscheinungsbild seiner Figuren sukzessive weiter. 

Ohne Glasur und ihre Effekte suchte er nach einer Reduktion der klassischen Mittel. Sein Wechsel zu einem stärker schamottierten Terra-Nigra-Ton, der seinen Gestalten nach dem Brennvorgang das dunkle, archaisch-geisterhafte und ungeschminkte Wesen verleiht, bewirkte die gewünschte Reduktion. 

Zu Beginn lag der Fokus noch klassisch auf dem Erscheinungsbild jedes einzelnen Objektes. Mit der wachsenden Stückzahl an Figuren, die zusehends seinen Arbeitsplatz einnahmen und regelrecht bevölkerten, kam es gleichsam zu einer Veränderung der Wahrnehmung seines künstlerischen Sujets. Unter dem Eindruck des „Belagerungszustandes“ durch eine scheinbar invasive Population von Gestalten mit unklarem Evolutionsgrad und rätselhafter Provenienz verlagerte sich der Werkcharakter vom Einzelobjekt zur Gruppe. 

Für Ausstellungen im Atelier 10 und anderenorts planten der Künstler und die Kurator*innen bisher Settings mit 200 bis 600 Figuren. Es zeigte sich, dass die üblich neutrale Form der Podest-Präsentation keine befriedigende Lösung war, um sich dem Wirkungsziel seiner Arbeit zu nähern. Vielmehr wurde nach wechselnden Umgebungen, nach Kontextvarianten wie Stiegenhäusern, Klinik-Räumen oder zoologischen Wunderkammervitrinen gesucht. Das erste „Bühnen-Set“ für Nigls Crowd wurde als Artefakt geplant und entstand 2018 für eine Ausstellung im Atelier 10. Um den Eindruck einer zwischen-realen, traumartigen Sequenz zu erreichen, wurde eine Wohnstube aufgebaut und gänzlich in gedämpftem Weiß eingefärbt. Die Anwesenheit der 416 Figuren wollte Franz Nigl mit keinem symbolgesteuerten Erklärungsmuster begründen, sondern, wie in einem David-Lynch-Film, es bei den aufkommenden Fragen und Irritationen belassen.

Project Statement

Video | Ausstellung, Parallel Vienna / 2021 / 1:07 Min.

Das Atelier 10 zeigte auf der Messe und Präsentationsplattform für zeitgenössische Kunst Parallel Vienna Tonobjekte von Franz Nigl. Die Messe fand in einer früheren Geburtsklinik statt - die ca. 500 Figuren wurden in einem Waschraum zwischen zwei Operationssälen aufgebaut.
© Atelier 10

Making of Nigls Crowd

Video | Ausstellungsaufbau, Goldstein Galerie Frankfurt / 2019 / 1:20 Min.

Unter dem Titel Nigls Crowd werden auf Einladung der Goldstein Galerie in Frankfurt über 400 Tonfiguren des Künstlers Franz Nigl in einer Einzelausstellung aufgebaut. Die Installation ist ein Gemeinschafts-Projekt von › Franz Nigl in Kooperation mit dem Kurator*innen-Team des Atelier 10. Die Ausstellung wurde am 16. Januar 2019 eröffnet.
© Goldstein Galerie

Nigls Crowd

Video | Ausstellungsaufbau, Atelier 10 / 2018 / 1:56 Min.

In Kooperation mit dem Kurator*innen-Team erstellt › Franz Nigl in die Galerie des Atelier 10 eine Installation mit 416 Tonfiguren. Als Bühne und Podest für die Terra-Nigra-Figuren dient eine in cremeweiß gehaltene Wohnstube.
Die Installation wurde zur Ausstellung verküsst verwässert dutiert aufgebaut und am 25. April 2018 eröffnet. 
© Atelier 10

Einzelausstellung
2021  › Atelier 10 | Project Statement, Kunstmesse Parallel Vienna / Wien [AT]
2019  › Nigls Crowd | Goldstein Galerie / Frankfurt [DE]

Ausstellungsbeteiligungen
Permanent ausgestellt im Atelier 10
2023  › facelift | Atelier 10 / Wien [AT]
2022  › Twilight Zone | Kunstverein Eisenstadt [AT]
2020  › Black | AKH Contemporary / Wien [AT]
2019  › Atelier 10 | Akademie Graz [AT]
2018  › verküsst, verwässert, dutiert | Atelier 10 / Wien [AT]
2018  › Unheimlich heimelig | Galerie3 / Klagenfurt [AT]

Publikationen | über Franz Nigl
2022    Im Gespräch mit Florian Reese | in: Am Rande des österreichischen Mainstreamdiskurses | Amalija Stojsavljevic, Verein Kunstentropie [Hrsg.] / Eigenverlag Wien [AT] / S. 49
2022  › Atelier 10 - now we are ten | Katalog, Atelier 10 [Hrsg.] / Verlag für moderne Kunst, Wien [AT]
2020    Der Stand der Dinge | in: andersART - Kunst im Dialog / Angelica Bäumer, Fonds andersART [Hrsg.] / S. 26

Website
Franz Nigl

 

 

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