Manfred Muer

*1982 | Wien [AT]

Nur der Künstler bewegt sich sorgenfrei durch die engen Pfade seiner Baustellen. Betreten Besucher*innen Manfred Muers Rauminstallationen, empfinden sie sich zwangsläufig als Störfaktor, tumb und ungelenk. Man findet sich wieder in einem dichten Raum voller Räume, einer komprimierten Infrastruktur, in einem Konstrukt, das gleichzeitig Kunstobjekt, Teilelager und privates Refugium ist. Muer schafft Kammern. Allerdings nicht bestehend aus Absonderlichkeiten und Raritäten – er konzentriert die gewöhnliche urbane Welt auf engem und engstem Raum. Er schrumpft, zitiert, mutiert und multipliziert sie. Wie ernst es Muer mit der Häuslichkeit meint, ist daran zu erkennen, dass es nur wenigen Fremden vergönnt ist, seine Orte betreten zu dürfen.

Manfred Muer gehört zu der Art Künstler, die sich täglich – und beinahe ganztägig – mit ihrer Kunst befassen. Er zählt zu jenen, die kaum gewillt sind, zwischen Arbeits- und Restleben Trennlinien zu schaffen und zu jenen, die spätzeitig, erst im Zuge ihrer Tätigkeit, mit dem Kunstbegriff konfrontiert wurden. Er begann also ganz ohne die im Kunstsektor üblichen Strategien, die auf Sichtbarkeit, Referenz und Wettbewerb ausgelegt sind.

Nachdem er in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung aufwuchs, bezog er 2005 ein Zimmer einer Wohngemeinschaft der Caritas in Wien. Er hatte schon in frühen Jahren unablässig mit allen ihm zur Verfügung stehenden Materialien an Objekten und Miniaturen gebaut. Aber erst das nachhaltige und weitgehend private Milieu seines neuen Lebensraumes entfesselte sein eigentliches Bedürfnis, einen Großteil seiner Freizeit mit der Planung und dem Bau von Miniatur-Architekturen und Installationen zu verbringen.

Seit seinem Einzug arbeitet Muer an dieser Landschaft, die beinahe den gesamten Raum seines Zimmers einnimmt. Die Gebäudeteile reichen vom Boden bis knapp an die Decke und sind teils mit Brückenkonstruktionen verbunden. Im ganzen Raum verteilt finden sich zudem Elektro-Installationen, zahlreiche Steckdosen, Lichtschalter, Sicherungskästen, Lautsprecher, Telefone und Gegensprechanlagen. Anders als es etwa die große Menge und hohe Dichte an Material vermitteln könnte, geht Muer bei der Auswahl seiner Mittel äußerst behutsam und selektiv vor. Nichts von dem, was er konstruiert, entsteht nebensächlich oder gar unmotiviert. Alles unterliegt strengen logischen und formalästhetischen Vorstellungen. Seine bevorzugten Baustoffe – ausgewählte Lego- und Playmobilteile – werden mit Elementen aus Holz, Kunststoff und Karton kombiniert und, wenn notwendig, zugeschnitten, geschliffen und verklebt.

2012 wechselte Muer seinen regulären Arbeitsplatz von einem Gärtnereibetrieb ins Atelier 10. Hier bereitet er Bauteile für seine Installation vor und arbeitet parallel an einem zweiten Projekt.

Ausstellungen
Permanent ausgestellt im Atelier 10
2024  › Bartwechsel | Atelier 10 / Wien [AT]
2023  › facelift | Atelier 10 / Wien [AT]
2015    Das Atelier 10 | Coopérations, Galerie Prabbeli / Wiltz [LU]
2014  › Trafic – Zeit braucht Weile | Atelier 10 / Wien [AT]

Publikationen | über Manfred Muer
2022  › Atelier 10 - now we are ten | Katalog, Atelier 10 [Hrsg.] / Verlag für moderne Kunst, Wien [AT]
2020  › Der Stand der Dinge | in: andersART - Kunst im Dialog / Angelica Bäumer, Fonds andersART [Hrsg.] / S. 22
2014  › Vom Surrealismus des Habituellen | Angela Stief in: Kunstforum International [D] / Bd. 226, S. 34

 

 

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