Herbert Neuhauser

*1959 | Lenzing / AT

Neuhauser ist Zeichner. Neuhauser zeichnete schon immer, sei es berufsbedingt als Architekt oder, früher, in seiner spärlichen Freizeit, in Skizzenbücher; mit Vorliebe Landschaftsstrukturen oder Gebirgsformationen. Herbert Neuhauser, 1959 im oberösterreichischen Lenzing geboren, erlitt 2006 einen Schlaganfall und musste seine Arbeit als Architekt aufgeben. So abrupt, wie er sich in einer Situation starker körperlicher Beeinträchtigung und existenzieller Versehrtheit wiederfand, so verblüffend war sein ungebrochen energischer Gestaltungsdrang. Zudem vollzog sich ein Wandel in Neuhausers Zeichenstil, der nicht nur sein privates Umfeld, sondern vor allem ihn selbst überraschte. 

Die Qualität seines Striches und seines Abstraktionsvermögens sowie die Mühelosigkeit, immer neue Inhalte zu generieren und zu variieren, hatten sich sprungartig erweitert. Beinahe spielerisch gelangt er heute zu seinen Themen, überarbeitet bedenkenlos ältere Zeichnungen, eicht sie neu, gibt ihnen eine andere Balance und experimentiert mit Motiven und Techniken. Dabei hat er durch seine neurologische Beeinträchtigung keine seiner früheren sachlich-darstellerischen Fähigkeiten verloren – es interessieren ihn mittlerweile vielmehr die Abwandlungen und Zerrbilder von Landschaften, Figurationen und Architekturen. Neuhauser arbeitet mit seiner trainierten Fertigkeit, Stofflichkeiten wiedergeben zu können, er konstruiert weiterhin Gebilde und positioniert sie eigenwillig im Raum, er reduziert Körper auf ihre Kontur, füllt sie an anderer Stelle sanft und monolithisch oder schmückt scheinbar Beiläufiges wie seine Signatur ornamental aus.

Soweit es ihm möglich ist, befasst sich Neuhauser mit zeitgenössischer Kunst, bedient sich vereinzelter Versatzstücke und gibt sie wieder, zitiert sie. Er bleibt aber bei seiner Form des Eklektizismus insofern auf Distanz zu fremder Kunst, als dass er sie nur beim Namen nennt, um, wie nach einem Ausflug, stets zur ureigenen, unprätentiösen, bisweilen archaisch wirkenden Formensprache zurückzukehren.

Neuhauser arbeitete in der Vergangenheit zumeist auf kleinen bis mittleren Formaten. Eine Zeit lang verwendete er Blei- und Farbstifte, Kugelschreiber, er collagierte, überzeichnete Fotografien und Alltagsmaterial wie Kalenderblätter. 

Seine jüngeren Arbeiten sind farbintensiver geworden. Neuhauser zeichnet mit Bleistift und Gel-Tintenroller Figuren wie aus einer fremden Ikonenwelt. Die Köpfe krönt er mit seinen Initialen und die Gestalten arbeitet er in ein Netzwerk von Strukturen ein, umgeben von Ornamenten, Symbolen und stillen Metaphern. Sein Name, das genaue Datum der Entstehung jeder Zeichnung oder Reminiszenzen wie die Typografie des von ihm verehrten Herbert Bayer – alles scheint miteinander vernabelt zu sein, wie ein organisches Kirchenschiff, in dem von allem ein wenig existiert.

Herbert Neuhausers anfängliche Versuche, das Atelier 10 als Arbeitsstätte zu nutzen, scheiterten aus gesundheitlichen Gründen. Neuhauser lebt und arbeitet heute in einem Pflegewohnhaus. Sofern es seine Verfassung zulässt, zeichnet er hier täglich in ein Skizzenbuch.

Einzelausstellung
2017  › Herbert Neuhauser – Zeichnungen | Georg Kargl Permanent / Wien [AT]
2012    Neuhauser Herbert | Ausstellungsevent, Atelier 10 / Wien [AT]
2012    Neueuheer  | Ausstellungsevent, Atelier 10 / Wien [AT]

Ausstellungsbeteiligungen
Permanent ausgestellt im Atelier 10
2023  › facelift | Atelier 10 / Wien [AT]
2023  › Borderline | Les funambules du langage | Galerie Arthur Borgnis | l'Appart Renoma | Paris [FR]
2022  › unstatic stories | Atelier 10 / Wien [AT]
2016  › Drawing Ten | Atelier 10 / Wien [AT]
2014  › Trafic – Zeit braucht Weile | Atelier 10 / Wien [AT]
2014    Neuhauser Herbert | Ausstellungsevent, Brüsslgasse / Wien [AT]
2013  › Kleibel Neuhauser Polacek | Atelier 10 / Wien [AT] 
2012  › Veränderung an allgemeinen Teilen | Atelier 10 / Wien [AT]

Publikationen über Herbert Neuhauser
2022  › Atelier 10 - now we are ten | Katalog, Atelier 10 [Hrsg.] / Verlag für moderne Kunst, Wien [AT]

Ausbildung
1978–1987  Studium der Architektur | TU Wien [AT]

Berufspraxis | Architektur
1993 – 1996  Gastassistent | TU Wien / Institut für Wohnbau
1987    Architektur-Gemeinschaft | Office Heidecker Neuhauser / Wien [AT]

Auszeichnungen
2008    Nominierung Ernst A. Plischke Architekturpreis | Projekt WHA Gschwandtnergasse / Wien [AT]
1996    Adolf Loos Medaille | Adolf Loos Architekturpreis, Projekt Interkulturelles Wohnen / Wien [AT]
1992    1. Preis Wettbewerb Wohnbebauung Timelkam-Ader / Timelkam [AT]
1984    2. Preis Wettbewerb Wohnen und Stadterneuerung / Wien [AT]
1984    Talentförderungsprämie für Architektur / Land Oberösterreich [AT]
1983    Anerkennung Wettbewerb Kleine Form
1982    Prolegomena-Preis | TU Wien [AT]

Partner | auch vertreten von
Galerie Arthur Borgnis [FR]

 

 

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